Alle Artikel in: Unser Alltag

Die Mütterpolizei.

Meistens kennt man sie aus witzigen Szenen eines Videos oder liest über sie in einer Frauenzeitschrift: Die Begegnungen verschiedener Mütter auf dem Spielplatz. Die Sonne strahlt und die Müttergangs treffen ein. Sie kommen aus verschiedenen Richtungen und mit verschiedenen Ansichten. Verfolgen aber alle ein Ziel: Den Spielplatz, am Nachmittag. Die Mütter, die arbeiten, kommen dementsprechend später und outen sich damit sofort: die Working Mums. Die sind gleich unten durch. Falls sie doch länger arbeiten müssen, werden sie vortrefflich von ihren eigenen Müttern oder ihren Schwiegermüttern vertreten. Dadurch outen sie sich allerdings nicht weniger. Oder sie gehören zu der Mütterkategorie, die sich unverschämterweise Mal etwas Zeit für sich nehmen, die Ego Mums. Diese Mütter nehmen durch ihr egoistisches Verhalten in Kauf, die so wichtigen Augenblicke ihres Nachwuchses auf dem Spielplatz zu verpassen. Wie war das? Die ersten 3 Jahre des Kindes sind die Wichtigsten, da darf man keinen Augenblick verpassen! Keinen! Auch nicht das tausendste Schaukeln des Kindes oder die waghalsige Reise über das Klettergerüst bis zur Rutsche, die das Kind mittlerweile aus dem Effeff beherrscht …

Rabenmutter.

Rabenmutter. Als ich diesen Blog angefangen habe, habe ich mir eine Bedingung gestellt. Bleib ehrlich und authentisch. Berichte auch über die Seiten, die das Muttersein mit sich führt, die unbequem sind. Die vielleicht nicht alle Menschen nachvollziehen können. Aber bleib ehrlich. Bleib bei Dir. Dieser Artikel ist eine Mutprobe. Meine eigene. Über Gefühle und Empfindungen zu sprechen, die ich eigentlich wegschließen möchte. Dieser Artikel soll weder bewerten noch verurteilen, es sind ganz alleine meine Empfindungen. Darf Muttersein dazu benutzt werden, um seine eigenen Träume zu erfüllen? Auf diese Frage bin ich diese Woche gestoßen und ich musste lange darüber nachdenken. Natürlich würde ich, wenn ich offen auf der Straße von einem Fernsehteam mit einer riesigen Kamera in der Hand, gefragt werde: Und gnädige Frau, wie sehen Sie das? Darf Muttersein benutzt werden, um ihre Träume zu erfüllen?“ ganz vehement und völlig sicher antworten: Natürlich nicht. Was für eine unverschämte Frage! Erst kommt mein Kind und dann komme ich. Auf dem Nachhauseweg allerdings würden mir schon die ersten Zweifel kommen. Spätestens zu Hause, müsste ich ehrlich zugeben: …

In einem anderen Leben.

Habt ihr Lust mit ins Eiskaffee zu kommen? Ja, sehr gerne. Das wünsche ich mir. Nein, leider können wir nicht. Das sage ich. Vielleicht in einem anderen Leben. Das denke ich. Wenn uns Freunde/Bekannte mit gesunden Kindern fragen, ob wir sie begleiten möchten, ins Kino, zu Veranstaltungen, zum Fasching, zum Campingausflug, ins Kaffee oder einfach mal zu Ikea, dann ist meine Antwort meistens Nein. In meinem Kopf sammeln sich die Gedanken und festigen sich immer wieder zu einer Aussage: Vielleicht in einem anderen Leben. (Ich stelle mir vor, wie die Reaktionen wären, wenn diese Aussage nicht nur in meinem Kopf bleiben würde, sondern laut und ganz überzeugend ausgesprochen wird: Nein, danke der Nachfrage aber heute können wir leider nicht. Vielleicht in einem anderen Leben? Wie bitte? Äh, okay…) Ich muss an dieser Stelle betonen, dass Evan und ich wirklich tolle Freude haben. Die einiges für uns in Kauf nehmen, damit wir dabei sein können. Einsame Waldspaziergänge, die entlegenste Spielplätze, die kuriosesten Schwimmuhrzeiten, geopferte Bratpfannen und Fliegenklatschen, stundenlange Staubsaugergeräusche – das sind noch die harmlosesten Opfer. Ein Dankeschön …

Eine niedliche Behinderung, bitte.

Man lernt immer dazu. Gerade an Orten, an denen man am wenigsten damit rechnet. So erging es mir zumindest letzte Woche. Im Supermarkt. Beim Einkaufen. Oh, das ist aber eine niedliche Behinderung. Wie bitte? Was? Eine niedliche Behinderung? Niedliche Behinderung. Diese Äußerung habe ich während einer Unterhaltung zweier Damen im Supermarkt aufgeschnappt. Nein, es ging nicht um Evan sondern um ein kleines Mädchen mit eben dieser niedlichen Behinderung. Ein Phänomen. Ich beobachte es schon seit längerem. Es scheint eine Klassengesellschaft der Behinderung zu geben. Die Behinderung oder besser gesagt die Behinderten scheinen in verschiedene Gruppen aufgeteilt zu sein. Die Gruppen, die ich bis jetzt entdeckt habe, sind: Die niedlichen Behinderten, die zutiefst mitleiderregenden Behinderten und die schrecklichen Behinderten zu der auch die Untergruppe „die sehen ja komplett gesund aus und sind nur falsch erzogen“ Behinderten gehören. Zu letzterer Untergruppe scheinen wir hinzugefügt wurden zu sein. Leider wurden wir – wie so oft- vorher nicht gefragt, ob wir dazugehören wollen. Einfach abgestempelt. Zumindest gehören wir endlich mal dazu. Sind einer Gruppe angehörig. Vielleicht sollte ich mich, anstatt …

Ein Hoch auf Momo!

Evan liebt Tiere. Evan liebt Momo, den Hund meiner Eltern. Allerdings hat Evan eine sehr spezielle Art das zu zeigen. Seine ganz besondere eigene Art, die viele Hunde schon nach sehr kurzer Zeit in die Flucht treibt. Aber nicht unsere Momo. Sie „erträgt“ Evans Liebesbeweise und Zuneigungen nun schon fast 5 Jahre und außer ein „Jetzt reicht es aber“ Knurren hat sie es so souverän gemeistert, dass ich ihr an dieser Stelle einmal einen eigenen Beitrag widmen möchte. Evan liebt Tiere und ganz speziell Hunde & Pferde. Da er aber sehr unruhig und laut ist, sind einige Tiere davon sehr schnell eingeschüchtert. Die zwei Yorkshire Terrier von meiner lieben Freundin Nicole mögen gar nicht mehr zu uns in die Wohnung kommen. Wenn sie an unserem Haus vorbeigehen und nicht abbiegen müssen, meine ich sie sogar zu hören: „Schnell vorbei, zum Glück heute keinen Besuch!“ Evan liebt auch diese zwei Artgenossen, weiß allerdings nicht genau wie er Kontakt zu ihnen aufbauen soll. Ein zärtliches Streicheln kann man sich so vorstellen, als wenn Hulk einen liebevoll entgegenrennt …

Ich sorge mich. Jeden Tag aufs Neue.

Sorgen. Sich sorgen. Sorgen machen. Besorgt sein. Versorgen. Umsorgen. Das Wort sorgen hat bei mir eine sehr große Bedeutung. Eigentlich dreht sich alles um das Wort sorgen. Ich mache mir sehr große Sorgen. Eigentlich ständig. Ich beneide die Eltern, die das Elternsein einfach mal genießen können. Ihren Kindern einen kurzen Moment beim Spielen zuschauen und innerlich und äußerlich lächeln und sich des Lebens freuen. Dabei vielleicht noch einen Latte Macchiato trinken und voller Vorfreude den Tag feiern. Nicht, dass wir unsere Tage nicht auch feiern. Evan und ich feiern sogar sehr oft aber immer mit einem Beigeschmack. Immer mit dem Gefühl der Sorge. Ich sorge mich sehr. Hat er gerade gehustet? Wird er krank? Er bekommt doch hoffentlich keine Lungenentzündung? Schon kommen unsere ätherischen Öle zum Einsatz und das Zimmer wird aromatisiert. Dann kann er besser atmen – bilde ich mir zumindest ein.  Das Erkältungsbad wird eingelassen und danach wird das Kind ordentlich mit Erkältungsbalsam eingecremt. Der Husten und Bronchialtee ist auch schon fertig als ich feststellen muss, dass Evan sich nur kurz verschluckt hat. Egal, …

Der ist doch nicht behindert?!

… doch, das ist er! Als ich mit meinem Blog angefangen habe, habe ich schon einmal kurz das Thema angeschnitten. Da ich in letzter Zeit sehr oft mit diesem Thema konfrontiert worden bin, liegt es mir sehr am Herzen es nochmal genauer zu formulieren. Evan ist weder frech noch bin ich aufgrund der Tatsache, dass ich mit ihm alleine lebe, überfordert – manchmal vielleicht ein wenig – diese Tatsache hat aber nichts mit dem Grad seiner Behinderung zu tun. Auch wenn man Evan seine Behinderung nicht an sieht, ist es eine Tatsache, dass er in seinem Handeln und in seinem Alltag sehr eingeschränkt und ständig auf fremde Hilfe angewiesen ist. An alle Mitmenschen, Freunde, Familie und Wegbegleiter: Evan hat weder immerwährende Trotzanfälle noch ist er gemein gefährlich oder verfügt über ein hochgradiges Aggressionspotenzial. Durch die vielen Reize und Besonderheiten im Alltag kann man bei ihm eher von einer Reizüberflutung sprechen, die sein Verhalten in bestimmten Situationen auslösen. Hinzu kommt die fehlende (deutliche) Kommunikation, die einige Gegebenheiten noch verschlimmern können. Mich verletzt es sehr, wenn ich …

Die „Komischgucker“

Sie lauern überall. Im Supermarkt, im Gartencenter, bei Ikea, auf der Straße, im Park ja sogar auf Spielplätzen und anderen kinderfreundlichen Orten. Am häufigsten allerdings sind sie in Restaurants, Kaffees oder an Supermarktschlangen anzutreffen: die „Komischgucker“. Am Anfang fallen sie nicht weiter auf, geben sich unbedeckt,  sind nicht unmittelbar von den Anderen zu unterscheiden. Man könnte sie fast für „normale“ Mitbürger halten. Geben sich zuerst sogar noch freundlich. Ich aber erkenne sie mittlerweile sofort: die „Komischgucker“ oder auch „Augenverdreher“ genannt. Sie sind Meister im Komischgucken und Augenverdrehen. Diese Spezies versucht erst gar nicht es zu vertuschen oder zu verheimlichen, nein sie machen es sogar ganz offensichtlich. Weiterhin besitzen sie die Gabe sich zu verwandeln ohne dass man dieses bemerkt. Diese Verwandlung lässt sich am besten in die „Gut hörbar Tuschler“ beschreiben. Als ich die ersten Male auf diese Spezies getroffen bin, habe ich noch daran geglaubt, dass diese Gattung hochgradig hör- und sehgeschädigt ist, da sie so laut tuscheln und auffällig komisch gucken. Ich hatte sogar noch Verständnis. Ehrlich gesagt, taten Sie mir in meiner …

Alle Jahre wieder…

… kommt das Christuskind… Und es kommt auch zu uns! Weihnachten ist für mich der Inbegriff einer besinnlichen und seligen Zeit. Überall brennen die Lichter und es riecht nach Glühwein. Die Menschen bereiten sich langsam auf das Weihachtsfest vor, die besinnliche Zeit beginnt! Ich glaube, wenn das Christuskind unsere besinnliche Zeit „live“ mitbekommt, will es entweder schnell wieder weg oder für immer bleiben. Alle Jahre wieder, genauer gesagt Ende November, hole ich unsere Weihnachtsdeko aus der Garage. Dann spätestens hat auch Evan bemerkt, dass jetzt wieder diese seltsame Zeit beginnt. Die Zeit, mit den vielen Lichtern und Kerzen und nicht zu vergessen meiner kitschigen Weihnachtsstadt. Leider hat diese kitschige Stadt – über die 4 Jahre – schon ein wenig gelitten und hält nur noch provisorisch dank meiner Heißklebepistole. Mein selbstgemachter Adventskranz sieht schon Anfang Dezember sehr mitgenommen und zerpflückt aus. Evan hat sehr große Freude daran, ihn vom Tisch zu schmeißen und meine schöne Adventskranzdeko durcheinander zu bringen. Den Weihnachtsbaum vom letzten Jahr, den ich liebevoll geschmückt habe, hat Evan sehr schnell – samt Deko – umgehauen. …

Wo bitte bleibt mein Happy End heute?

… es gibt Tage, an denen stelle ich mir diese Frage. Ich bin ein durchweg positiver Mensch. Ich versuche wirklich jeder Situation etwas Positives abzugewinnen. Ich fahre beim Ausparken gegen einen Pfeiler und ich denke: Nicht so schlimm, mir ist nichts passiert. Es hätte schlimmer sein können. Ich verliere meine Tasche und denke im nächsten Moment schon daran, dass ich mir jetzt endlich eine Neue kaufen kann. Meine Blogartikel beschreiben oft in fröhlicher und witziger Art meinen Alltag mit Evan, wie in einer kleinen Komödie. Aber es gibt auch diese anderen Tage oder Wochen, an denen sich das Positive wirklich sehr gründlich versteckt und es mir äußerst schwer macht es zu finden. Ich suche es mit aller Kraft und halte mich daran fest, dass ich es irgendwann und irgendwo finden werde. Es kann sich doch gar nicht vor mir verstecken! Ich drehe jeden Stein um und jedes Mal denke ich, da muss es jetzt aber sein. Nach intensiver Suche muss leider auch ich irgendwann einsehen, dass es Tage gibt, an denen ich es nicht finden …