Autor: m.wessel12@yahoo.de

Wenn das Leben für einen Moment stehen bleibt

Im Dezember 2010 ist mein Leben für einen Moment stehen geblieben und als es wieder zum Laufen gekommen ist war alles anders. Von Jetzt auf Gleich. Ich kann mich noch sehr detailliert daran erinnern. Voller Vorfreude, Ende 6. Schwangerschaftsmonat, bin ich zur Untersuchung gegangen. Danach wollte ich Weihnachtsgeschenke einkaufen. Das in diesem Jahr Weihnachten für mich ausfallen würde und nichts mehr so sein würde wie es mal war, wusste ich bis dahin noch nicht. Ich war noch in meiner alten Welt, in der alles in Ordnung war. Spätestens als der Arzt seine Kollegin geholt hat und beide sehr besorgt aussahen, habe ich gemerkt, dass etwas nicht stimmt. Am Anfang dachte ich noch ganz naiv und optimistisch, dass es vielleicht nur ein 6. Finger sein wird oder das rechte Ohr vielleicht etwas zu groß ist. „Sie sollten darüber nachdenken, ihr Kind abzutreiben, da es nicht überlebensfähig sein wird“.  Zuerst habe ich gedacht, dass ich ihn nicht richtig verstanden habe, da wir uns auf Französisch unterhalten haben (ich habe zu der Zeit noch in Brüssel gelebt).  Aber …

Reittherapie!

Evan erhält jetzt 1x die Woche Reittherapie. Als wir das 1. Mal beim Stall angekommen sind und Evan das Pony gesehen hat, konnte ich ihn gar nicht mehr zurück halten! Er hat sofort „Hü“ gerufen und wollte direkt aufsitzen. Er saß fast 30 Minuten ganz ruhig auf dem Pferd und konnte selber das Gleichgewicht halten. Ich werde später mehr darüber berichten!

Auf nach Brüssel!

Manchmal packt mich mein Enthusiasmus und ich reiße voller Elan das Ruder an mich. Egal ob es vorher schon etliche Male schiefgegangen ist und ich mir ganz überzeugend sage: Das mach  ich nie wieder! Irgendwann probiere ich es doch wieder aus. Ganz nach dem Motto: Geht nicht, gibt’s nicht! Obwohl eine Sache mache ich wirklich nicht mehr – erstmal zumindest- und das sind Restaurantbesuche. Brüssel – dort habe ich fast 7 Jahre gelebt. Aus dem einem Jahr, das ich ursprünglich bleiben wollte, sind 6 Weitere geworden. Brüssel ist eine tolle Stadt und hat mich sofort in ihren Bann gezogen. Aber es war nicht nur die Stadt sondern auch die Menschen, die ich dort kennengelernt habe. Wundervolle Menschen, die zu wundervollen Freunden geworden sind. Diese tolle Stadt und Menschen wollte ich Evan nicht länger vorenthalten. Die Freunde hat Evan zum Glück schon vorher kennengelernt aber nie in Brüssel. Bis ich mich entschlossen habe, Evan mitzunehmen, habe ich allerdings eine Weile gebraucht. „Du wirst nichts davon haben“, “ Das wird purer Stress“, „Fahr lieber alleine“ gut gemeinte …

Angst

Manchmal kommt sie ganz unverhofft. Von einem auf dem anderen Moment. Manchmal nachts in Form eines Hustens oder doch am Tag. Hat er blaue Lippen? Sind seine Fingernägel heute ein bisschen blauer? Sieht er kaputter aus? Seit 4,5 Jahren bin ich eine ganz genaue Beobachterin. Mir entgeht nichts. Nicht das kleinste Husten oder der noch so kleine Fingernagel, der heute ein bisschen blauer aussieht. Beobachten, das kann ich mittlerweile sehr gut. Früher bin ich nie ohne meine Sab Simplex Spritzen – bis zum Anschlag gefüllt –  und etlichen Milchflaschen aus dem Haus gegangen. Ich war gewappnet. Ich hatte einen regelrechten Verschleiß an Sab Simplex und Milchpulver. Im Krankenhaus wurden die Kinder immer schnell mit dem sehr süßen SapSimplex zur Ruhe gebracht, diese Tatsache habe ich mir schnell zu Nutzen gemacht und etliche Flaschen in der Apotheke bestellt. Nach Evans erster Herzoperation wurde er mit einem Shunt und einem Herzmonitor kurzzeitig entlassen. Der Monitor war am Anfang immer an, damit ich seine Sättigung und Herzfrequenz überwachen konnte. Nach etlichen Fehlarlamen und aufgrund dessen etlichen „Herzinfarkte“meinerseits, habe …

Manchmal möchte ich nach Italien…

Manchmal wünsche ich mir in Italien zu sein. In Italien ist es warm und die Leute sind freundlich. Aber ich bin ich Holland. Ich habe mir Holland nicht ausgesucht. Eigentlich wollte ich nach Italien. Ich war auf Italien eingestellt und meine Sachen waren schon gepackt – Wer sich jetzt fragt, warum Italien oder Holland, bitte auf diesen Link klicken.  Es sind manchmal kleine Momente, in denen mir bewusst wird, dass ich in Holland bin und lieber nach Italien möchte.  Zur Zeit ist in Bremen Freimarkt. Dort würde ich mit Evan gerne hingehen. Aber das funktioniert leider nicht. Was bei unsere letzten Freimarktbesuch passiert ist, behalte ich an dieser Stelle lieber für mich. So viel kann ich sagen, unser Besuch war sehr schnell zu Ende, nach genau 10 Minuten. Bald kommt die Zeit für Laterne laufen. Das habe ich mit Evan noch nie gemacht. Nikolauslaufen oder Kekse für die Weihnachtszeit backen, habe ich mit Evan noch nicht gemacht. Abends ein Buch vorlesen oder einfach mal einen Walt Disney Film zusammen schauen, das haben wir noch nicht …

Leben mit einem halben Herz

„Ihr Kind hat nur ein halbes Herz“ – eine nicht vorstellbare Diagnose, die die Welt stillstehen lässt. Eine Diagnose, die Angst, Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit und Trauer auslöst. Damals und auch immer (mal) wieder in der Zukunft. Evan ist mit dem hypoplastischen Linksherzsyndrom (HLHS) zur Welt gekommen, der schwersten Form eines angeborenen Herzfehlers. In drei Operationen musste der lebensbedrohliche Schaden behoben werden. Normal entwickelt war nur seine rechte Herzkammer, die linke war viel zu klein und funktionsuntüchtig. Bei der ersten und risikoreichsten Operation war Evan genau 5 Tage alt. Die 2. Operation hat er mit 4 Monaten erhalten und der letze Eingriff wurde mit 2.5 Jahren vollzogen. Die letzte Operation, die sogenannte Fontan-Operation hat zum Ziel, den bisherigen gemeinsamen Kreislauf zu trennen, und dadurch die Sauerstoffunterversorgung zu beheben und die hohe Druckbelastung der Herzkammer zu reduzieren. Das gesamte venöse Blut fließt dabei der Lunge zu und Körperkreislauf sowie Lungenkreislauf sind völlig voneinander getrennt. Das sauerstoffarme „verbrauchte“ Blut wird nicht vom Herzen (wie bei einem gesunden Herzen üblich) in die Lunge gepumpt. Es fließt durch die obere und …

Bella Italia – unser Sommerurlaub!

Urlaub oder besser ein bisschen Freiheit vom Alltag, dass ist in vielen Familien das Highlight im Jahr. Das ist mit einem  autistischen Kind nicht anders. Der einzige Unterschied ist allerdings, dass man eigentlich schon im Voraus weiß, dass es kein Erholungsurlaub wird sondern meistens noch anstrengender also sonst. Keine gewohnte Umgebung, nicht die regulären Strukturen und Zeiten, viele fremde Menschen. Warum fährt man dann überhaupt noch in den Urlaub? Ganz einfach: weil man – wenigstens 1x im Jahr – so etwas ähnliches wie Urlaub erleben oder erfahren möchte. Diesen Sommer ging es nach Italien, an den Gardasee. Meine Mutter, Evan und ich – und ganz viel Gepäck. Nach fast 14 Stunden Autofahrt sind wir endlich angekommen. Evan fährt zum Glück gerne Auto und man kann ihn während der Autofahrt sehr gut beschäftigen. Normalerweise reißt man sich nicht darum, hinter dem Steuer zu sitzen sondern sitzt lieber daneben. Bei uns ist es genau andersrum. Wir losen aus, wer hinten sitzt und Evan im Wechsel seinen DVD Player, sein Tablet oder sonstiges Spielzeug oder Essen reicht. Den …

Ziemlich beste Freunde

Zeit ist eines der größten Geschenke was man jemanden machen kann. Mit diesem Leitspruch wurde ich auf das Projekt von „Ein Zuhause für Kinder“ von der St. Matthäus Gemeinde in Huchting aufmerksam. „Das „Zuhause für Kinder“ ist ein Kinder- und Jugendzentrum im Bremer Stadtteil Huchting. Jedes dritte Kind lebt hier von Sozialhilfe. Direkt gegenüber der Einrichtung beträgt der Anteil der Sozialhilfeempfänger sogar über 50 Prozent. Täglich kommen 60-100 Kinder im Alter zwischen 0-14 Jahren in die Einrichtung, um die umfangreichen, kostenlosen Angebote zu nutzen.“ „Mach mit und werde ziemlich bester Freund von einem Kind aus der Arbeit von „Ein Zuhause für Kinder“. Was steckt dahinter? Diese Frage stellte ich mir unmittelbar als ich den Flyer das erste Mal in der Hand hielt. Theoretisch läuft es so ab, dass man Patin oder Pate eines Kindes von ein Zuhause für Kinder wird und sich regelmäßig mit Ihnen trifft. Vieler dieser Kinder wachsen in schwierigen Familienverhältnissen auf und freuen sich, wenn jemand mal ausschließlich Zeit für sie hat. Zuerst verbringt man eine einige Zeit in den Räumlichkeiten von …