Autor: m.wessel12@yahoo.de

Happy Birthday, kleiner Michel.

Mein lieber Evan, vor 5 Jahren wusste ich nicht, dass man auf einer Klobürste „Old Mc Donald had a Farm“ spielen kann, begleitet von einer Bratpfanne, einer Haarbürste und einer Fliegenklatsche und es einfach wundervoll einzigartig klingt. Ich wusste nicht, dass ein kleiner Mensch, der nicht sprechen kann, so viel zu sagen hat und liebevoll kommunizieren kann. Mir war nicht bewußt, dass Musik auch ohne Noten so wunderschön klingen kann. Ich wusste nicht, wie viele wunderbare Abenteuer man mit einem blauen Kikaninchen und einem grünen Gummibär, inklusive Mauererdekoltee, erleben kann. Ich wusste nicht, dass Stoffhunde schwimmen können und Puppen zum Leben erweckt werden. Ich wusste nicht, dass sich ein Bett in einen Zauberwald verwandeln kann, in und auf dem man Wagnisse erleben kann. Ich wusste nicht, dass aus alltäglichen Kleinigkeiten einzigartige Abenteuer werden können. Ich konnte mir nicht ausmalen wie viel Spaß es machen kann, zu „I am a Gummy Bear“ stundenlang um den Tisch zu tanzen. Ich konnte mir nicht vorstellen wie lustig es ist, mit Hüten und Sonnenbrillen, im tiefsten Winter, einkaufen zu …

Wohin der Weg auch führt.

Es gibt Tage, an denen fühlt man sich gut. Richtig gut. Man läuft euphorisch durch die Gegend und belächelt das Leben. Würde man an jenem Tag in einer Umkleidekabine stehen, wäre das Licht in der Kabine mild und vorteilhaft. Geradezu schmeichelnd. Man würde sich im Spiegel betrachten und denken: Wow, sehe ich heute gut aus. Unverschämt gut! Beim Friseur würde man trotz etlicher Strähnen Silberpapier im Haar und dem Fensterplatz inklusive Sonnenlicht und Halogenlampen wunderschön aussehen. Andere Frauen mit Silberpapier im Haar würden kurze, rasche, eifersüchtige Blicke in unsere Richtung werfen und denken: Sieht die aber gut aus. Unverschämt gut! Das sind die guten Tage. Aber was wäre weiß ohne schwarz? Hell ohne dunkel? Genau, eintönig. Daher gibt es noch die anderen Tage. Tage, an denen die Sonne permanent zu hell strahlt. Man trotz bedeckten Himmels noch eine Sonnenbrille tragen möchte. Tage, an denen man sich erschreckt, wenn man sich in der Umkleidekabine oder beim Friseur im Spiegel (eigentlich egal in welchem Spiegel) betrachtet. Das Licht nicht schmeichelnd und einladend wirkt sondern belastend und drückend. …

Evan. Mein tapferer Knirps.

Ein Bild gibt uns das Gefühl, die ganze Welt in den Händen zu halten. Fotos sind Dokumente des Augenblicks, des Lebens, der Geschichte. Die Fotografie verwandelt die Welt in ein ewig fortbestehendes Angebot, aus der Wirklichkeit in das Reich der Fantasie, aus dem Schmerz in die Freude zu fliehen – durch das Fenster der Seele, das Auge. (Mario Cohen) Bilder besitzen die Kraft ganz besondere Momente festzuhalten. Diese einzufangen und in einer äußerst schonenden und wertvollen Art am Leben zu halten. Einmal habe ich es gewagt mit Evan einen Fotografen aufzusuchen. Ich sage nur so viel: Das Shooting war, bevor es überhaupt angefangen hat, schon wieder vorbei. Der Fotograf und ich waren schweißgebadet. Und Evan? Der war in einem Meer aus Dekoration nicht mehr zu finden. Nach intensiver Suche habe ich ihn dann noch entdeckt. Neben einem Pumpkin und einer Riesenerdbeere. Das Projekt Fotostudio war damit abgeharkt. Eine andere Alternative wäre einen Fotografen über mehrere Stunden zu buchen, was sehr kostspielig ist. Wenn ein paar schöne Momentaufnahmen entstehen sollten, dann benötigen wir ein paar Stunden. Dieser Tatsache …

Singlebörsen oder was definierst Du als Beziehung?

Was macht dieses Thema auf unserem Blog? Gute Frage. Eigentlich passt das Thema nicht so ganz zu unserem Konzept aber es beschäftigt mich. Also gehört es zu mir und damit gleichzeitig auch zu unserem Blog. Zudem Konzept. Welches Konzept? Evan und ich haben gar kein Konzept. Wir leben. Jeden Tag ein bisschen anders. Und doch normal. Viel Spaß beim Lesen!  Single. Heutzutage? Gar kein Problem! Wir finden einen passenden Partner. Nach nur 3 Klicks oder wie man auf Tinder sagt: nach dem Wischprinzip. Rechts hot, links Flopp – oder war es andersrum? Tinder, Lovoo, Fischkopf, Elitepartner, Parship, e-darling. Der Partnersuche sind heutzutage keine Grenzen gesetzt. Fast so ähnlich wie bei einem Autokauf. Lieber den Sportwagen oder doch das Familienauto? Nee, lieber einen Smart. Das perfekte Stadtauto. Perfekt muss es sein. Aber mit dem Stadtauto kann man nicht ins Gelände fahren. Also doch lieber ein sportlicher Geländewagen. Sportlich ist wichtig. Dabei moderates, eloquentes Auftreten. Gebildet und belesen muss er/sie sein. Aber nicht zu spießig. Abenteuerlustig. Selbständig. Gutes Einkommen. Charmant. Gut aussehend aber nicht zu geleckt. Wild. Gepflegt. …

Unsere eigene Kolumne.

Evan und ich haben unsere erste eigene Kolumne und freuen uns riesig! Wir unterstützen den wundervollen Philip Julius Verein, der sich für Eltern mit mehrfach schwerstbehinderten Kindern einsetzt. „Anders und doch normal“ ist das neue Format auf unserem Blog. Die Kolumne von unsrem neuen Teammitglied Marcella Becker beschäftigt sich mit Themen, die die meisten wenn nicht gar alle Eltern behinderter Kinder kennen. Doch wir wollen nicht allzu weit vorgreifen: heute gibt es zunächst einmal die Gelegenheit, Marcella kennenzulernen und einen ersten Einblick in ihre Welt zu bekommen. Eine wunderbare Welt voller Gitarren, Gummibärchen und Kikaninchen… Einfach hier klicken, dann gelangt ihr zu unserem ersten Artikel.   

Ein Dreieck und kein Kreis.

Ich bin müde. Kaputt. Zerschlagen. Ich komme mir vor, als ob ich versuche ein überdimensionales Dreieck durch einen viel zu kleinen Kreis zu befördern. Oder ich versuche diesen Kreis zurecht zuschneiden. Mit einer stumpfen Schere. Leider funktioniert weder das Eine noch das Andere. Die Schere ist kaputt und das Dreieck ist einfach zu groß. Wie viel Anpassung ist gut und richtig? Diese Frage beschäftigt mich in letzter Zeit sehr. Oft fühle ich mich zerrissen. Ich versuche Evan und der Gesellschaft gerecht zu werden. Evan lebt in seiner eigenen kleinen ganz wunderbaren Welt. Eine Welt, in der alle Gitarren oder Gegenstände, die einer Gitarre ähneln, ihm gehören – egal ob sie im Supermarkt getarnt als Bratpfannen oder Haarbürsten hängen oder sich ganz ohne Tarnung in einem Schaufenster befinden. Eine Welt voller Kikaninchen und Gummibären. Eine Welt, in der es nur Laugengebäck und Nudeln gibt. Eine Welt, in der Musik eine so große Rolle spielt. Evans Welt. Es kostet Kraft Evans Welt aufrecht zu erhalten. Viel Kraft. Physisch und psychisch. Eine Welt, die oft nicht in der Realität …

Alleinerziehend? Na und!

Mein Auto. Mein Haus. Meine PlayStation. Männer sitzen sich gegenüber und “bewerfen“ sich lauthals mit ihren Besitztümern. Danach stoßen sie an. Mit Bier und klopfen sich verständnisvoll auf die Schultern. Frauen sitzen sich gegenüber und versuchen sich mit ihren Kindern und Männern zu übertrumpfen. Männern? Ja, ihren Ehemännern. Mein Mann bügelt seine Hemden selber. Mein Mann pinkelt im Sitzen. Dabei stoßen sie an. Mit Sekt. Wenn sie stillen, mit alkoholfreien Sekt. Dabei lächeln sie sich ins Gesicht und denken: Du blöde Kuh. Wenn ich fremden Menschen gegenübersitze läuft es meistens so ab: Ihr Sohn ist aber schüchtern. Der antwortet ja gar nicht. Stimmt, er ist krank. Er kann leider nicht sprechen. Oh, was hat er denn? Die Grippe? Nein, er ist behindert und kann nicht sprechen. Oh, wie schlimm! Das tut mir aber leid. Dann hilft ihr Mann ihnen bestimmt viel? Nein, leider nicht. Oh, warum? Ist er viel unterwegs? Nein!!!! Ich habe keinen Mann. Ich bin alleinerziehend. Mit einem behinderten Kind!!!! Und Tschüss! Schon sind wir weg. Weit weg. Natürlich läuft es nicht immer getreu diesem …