Auslachen. Es passiert immer und immer wieder. Evan und ich werden in bestimmten Situationen ausgelacht. Manchmal bekomme ich es gar nicht so richtig mit, dann wieder fällt es mir umso mehr auf. Irgendwie habe ich es in der Vergangenheit immer so hingenommen. „Das ist halt eben so.“ Gestern ist es mir wieder sehr extrem aufgefallen und ich habe das erste Mal ganz klar gedacht: Das ist nicht okay. Ich möchte das nicht. Nur weil das „eben so ist“, ist es nicht gleich okay oder hinnehmbar. Denn da ist sie wieder: Die unsichtbare Behinderung. Evans Verhalten wird mit Frechsein oder schlecht erzogen in Verbindung gebracht. Es mag durchaus etwas Komisches oder vielleicht sogar Witziges an sich haben: Eine überforderte Mutter, die trotz eines scheinbar frechen Kindes, versucht, ruhig zu bleiben und sich neben ihrem frechen und nicht erzogenen Kind auf den Boden setzt und mit komischen Handbewegungen versucht, dieses kleine Wesen zu beruhigen. Eine Mutter, die sich anscheint ganz freiwillig beißen und kratzen lässt. Wie komisch und witzig ist das denn bitte? Nicht alle Menschen lachen und ich werfe auch nicht allen lachenden Menschen eine böse Absicht vor. Denn sie wissen es nicht besser? Wie sollen sie auch? Es gibt Behinderungen, die nicht sichtbar sind. Die aber nicht weniger gravierend sind nur; weil diese unsichtbar sind. Ich stelle mir vor Menschen im Rollstuhl oder mit einem Rollator werden ausgelacht. Das wäre doch durchweg bösartig und unverschämt! Warum müssen Evan und ich dieses Verhalten immer wieder aufs Neue erleben und aushalten? Wir möchten nicht ausgelacht oder belächelt werden. Das möchte keine Mutter, weder mit einem gesunden noch mit einem behindertem Kind. Ich bitte Sie inständig, wenn Sie das nächste Mal eine Frau neben ihrem schreienden Kind auf dem Boden sitzen sehen, nicht zu lachen. Denn wir alle können gemeinsam aus „das ist halt eben so“ „DAS IST NICHT AKZEPTABLE“ machen.
Veröffentlicht am 21. Juli 2020
Pingback: Von Schlägen– mit und ohne Publikum – Fundevogelnest