Urlaub. Erholung. Ruhe. Auspannen. Familienzeit. Die Seele baumeln lassen. Urlaub vom Alltag.
Urlaub. Unsicherheit. Angst. Streit. Stress. Unruhe. Verzweiflung. Trauer. Tränen. Urlaub vom Urlaub.
Ein Wort. Zwei Welten. Letzteres trifft auf uns zu. Ersteres meine ich des Öfteren in meinem weiteren Umfeld zu verhören. Urlaub – eigentlich ein so schönes Wort. Verbunden mit so vielen positiven Ereignissen und Empfindungen. Eigentlich. Ja, eigentlich. Denn bei uns ist es oft, meistens, anders. Normalerweise brauche ich Urlaub vom Urlaub. Mit einem behinderten Kind in den Urlaub zu fahren ist oftmals, fast immer, harte Arbeit, die meistens mit der neuen Umgebung und den neuen Gewohnheiten zu tun haben. Hinzu kommt, dass der normale Alltag pausiert und auf einmal ein neuer Tagesrhythmus herrscht.
Warum dann überhaupt in den Urlaub fahren? Das ist eine gute Frage. Trotz aller Anstrengungen, habe ich immer wieder das Bedürfnis nach Urlaub. Nach Erholung, nach positiven Ereignissen und Erfahrungen. Das Bedürfnis nach Normalität. Natürlich können wir auch zu Hause bleiben, aber mein Bedürfnis nach einem Stück heile Welt überwiegt. Ich bin mir bewusst, dass Urlaub nichts mit einer heilen Welt zu tun hat und dass es darüber hinaus, viele Familien gibt, die nicht in den Urlaub fahren und fahren können. Ich kann es leider nicht besser erklären, außer dass ich einen tiefen Wunsch nach Urlaub empfinde. Zudem möchte ich meinen Kindern eine Freude machen. Evan ist gerne unterwegs, immer auf der Suche nach neuen Abenteuern. Ich habe oftmals das Gefühl, dass wir im Alltag schon auf so vieles verzichten müssen, dass ich mir den Urlaub nicht auch noch nehmen lassen möchte. Ich halte ihn fest. Ganz fest. Ich umklammere ihn regelrecht. Er versucht sich immer wieder aus meiner Umarmung zu lösen aber ich lasse ihn nicht los. Wie eine Uroma, die ihrem Enkel einen Kuss auf die Wange aufzwingen möchte und dieser versucht sich mit aller Kraft zu befreien. Meistens gewinnt der Stärkere. In meinem Falle, bin ich mir -noch- nicht sicher.
Ich habe in der Vergangenheit schon einige Formen von Urlauben ausprobiert und immer wieder etwas dazu gelernt. Ich versuche so gut wie es geht, nichts dem Zufall zu überlassen und im Vorfeld schon offene Fragen zu klären. Alles abzuwägen. Was einigen Menschen kleinlich und pedantisch vorkommen mag, kann für uns lebenswichtig sein, wie ein geschlossenes Grundstück, oder bedeutet ein Schritt in Richtung Freiheit. Ein Stück Entspannung. Zumindest für einen kurzen Moment. Dieses Jahr haben wir ein Ferienhaus in Dänemark, mit eigenen Pool und Whirlpool, sowie einem geschlossenem Grundstück ausprobiert und was soll ich sagen? Es war okay. Nur okay mögen sich jetzt einige fragen aber okay bedeutet okay. Ich würde sogar behaupten, dass es von allen Urlauben bis jetzt der beste Urlaub war. Also ein gutes okay, denn unsere Urlaube verlaufen nicht wie andere Urlaube. Es ist ein schmaler Grad zwischen Erholung, Erschöpfung, Glück, Freude und Angst, Trauer und Verzweiflung. Also ist ein gutes okay, gar nicht schlecht.
Nachdem der Urlaub vorbei ist und ich ein bisschen Abstand habe, überkommt mich ein weiteres Gefühl. Die Dankbarkeit. Dankbar zu sein, dass wir diesen Urlaub machen konnten. Dankbarkeit für die vielen gemeinsamen Momente. Dankbarkeit für die Kraft nicht aufzugeben und immer wieder zu schauen was wie irgendwie geht und möglich ist. Und umso wichtiger, zu erkennen was nicht funktioniert und daraus zu lernen.
Liebe Mitmenschen, lasst Euch nicht unterkriegen. So schwer, traurig, lustlos, verzweifelnd, erschöpfend und ausweglos das Leben manchmal auch erscheinen mag, es gibt immer wieder Momente des Glücks und der Freude. Manchmal sind es nur kurze Momente, wie ein leichter Sonnenstrahl, der sich versucht gegen den Regen durchzusetzen. Aber diesen kurzen Moment sollte man versuchen festzuhalten und zu genießen. Immer wieder die kleinen Auszeiten und schönen Momente zu inhalieren und sich von den Stürmen nicht unterkriegen zu lassen. Das klingt alles sehr theatralisch, wie in einem Rosemunde Pilcher Film, aber so ergeht es mir des Öfteren. Ich fühle mich oft überfordert und bin verzweifelt aber ich lasse die guten Momente nicht los. Ich versuche immer wieder Inseln des Alltages zu erschaffen. Ich lasse den Urlaub nicht aus meiner Umarmung frei. Manchmal schafft er es kurz, sich zu befreien aber bevor er sich umschauen kann, bin ich schon wieder da und halte ihn fest. Das Leben ist zu kostbar, um aufzugeben und den Kopf hängen zu lassen. Es ist okay, traurig zu sein und Dinge zu betrauern aber es ist umso wichtiger, sich immer und immer wieder auf die guten Dinge zu konzentrieren. Egal wie kurz diese auch sind. Heile Welt? Meine Welt!