… kommt das Christuskind… Und es kommt auch zu uns! Weihnachten ist für mich der Inbegriff einer besinnlichen und seligen Zeit. Überall brennen die Lichter und es riecht nach Glühwein. Die Menschen bereiten sich langsam auf das Weihachtsfest vor, die besinnliche Zeit beginnt! Ich glaube, wenn das Christuskind unsere besinnliche Zeit „live“ mitbekommt, will es entweder schnell wieder weg oder für immer bleiben.
Alle Jahre wieder, genauer gesagt Ende November, hole ich unsere Weihnachtsdeko aus der Garage. Dann spätestens hat auch Evan bemerkt, dass jetzt wieder diese seltsame Zeit beginnt. Die Zeit, mit den vielen Lichtern und Kerzen und nicht zu vergessen meiner kitschigen Weihnachtsstadt. Leider hat diese kitschige Stadt – über die 4 Jahre – schon ein wenig gelitten und hält nur noch provisorisch dank meiner Heißklebepistole. Mein selbstgemachter Adventskranz sieht schon Anfang Dezember sehr mitgenommen und zerpflückt aus. Evan hat sehr große Freude daran, ihn vom Tisch zu schmeißen und meine schöne Adventskranzdeko durcheinander zu bringen. Den Weihnachtsbaum vom letzten Jahr, den ich liebevoll geschmückt habe, hat Evan sehr schnell – samt Deko – umgehauen. Nach dem gefühlten 10. Mal, habe ich ihn auf die Terrasse verfrachtet. Ob ich dieses Jahr einen kaufe, weiß ich noch nicht. Jedes Mal sage ich mir aufs Neue: Nächstes Jahr kaufe ich mir keinen mehr! Dieser Vorsatz wird im Laufe des Jahres allerdings immer schwammiger und spätestens im Dezember, wenn die Lichter an den Bäumen die Herzen der Menschen erwärmen und die Straßen beleuchten, ist der Vorsatz ganz verschwunden und ein kleiner Baum hat ein neues zu Hause gefunden (wie auch in diesem Jahr, wie Ihr auf dem Bild erkennen könnt).
Ich mag das Schmücken, die Traditionen, die Zeit vor Weihnachten, die Vorfreude: die besinnliche Zeit. Ganz so besinnlich wie in den meisten Familien geht es bei uns allerdings nicht zu. Evan versteht nicht was Weihnachten bedeutet, es interessiert ihn nicht. Er vermisst kein Nikolaus oder Nikolauslaufen, er sieht den Sinn in einem Adventskalender nicht, er kennt keine Vorfreude auf Weihnachten. Er macht auch keinen Wunschzettel oder kann es nicht abwarten bis am 24. abends die Bescherung anfängt. Der 24. Dezember ist für Evan ein Tag wie jeder andere. Allerdings nicht für mich. Ich würde gerne mit Evan Nikolauslaufen oder einen Wunschzettel entwerfen. Ich würde gerne einmal ein ganz „normales“ Weihnachtsfest verbringen, mit allem was dazu gehört. Manchmal mache ich die Augen zu und tauche ab in meine eigene normale Welt, in der ich mit Evan über den Weihnachtsmarkt schlendere und wir zusammen lachen und uns über die witzigen Fahrgeschäfte unterhalten, ich ihm 4,- Euro in die Hand gebe und er sich das erste Mal ganz alleine eine Tüte Mandel oder eine Zuckerwatte kauft und mir ganz stolz entgegenläuft, um mir seine Errungenschaften zu zeigen. Irgendwann muss ich meine Augen wieder öffnen und ich sehe genau diese Sachen vor meinen Augen, allerdings ist es dann nicht Evan, der diese Dinge macht. Sondern es sind die anderen Kinder und die Eltern der anderen Kinder. Sich einzugestehen, diese Dinge zu betrauern, macht es nicht unbedingt leichter aber es hilft mir damit umzugehen. Auch wenn mir einige Türen verschlossen bleiben, hat Evan einen ganz besonderen Schlüssel mit in unser Leben gebracht: Der Schlüssel zu seiner Welt; Evans Welt. Ohne Evan hätte ich diese Welt nie entdeckt und vieles wäre mir verborgen geblieben. Eine Welt, in der vieles auf dem Kopf steht und oben und unten nicht immer klar voneinander zu unterscheiden sind. So verrückt sie auch sein mag, ich habe dieser bezaubernden kleinen Welt vieles zu verdanken. Und eines kann ich Euch versichern, seitdem ich diese besondere Welt kenne, kann mich nichts mehr so schnell aus der Ruhe bringen.
Auch wenn unser Weihnachten nicht wie bei den meisten Familien abläuft, ist es doch unser Weihnachten – ganz personalisiert mit unseren eigenen seltsamen und verrückten Traditionen! Und spätestens nach dem 30. „Lasst uns froh und munter sein“ – Evans absolutes Lieblingslied -, welches meine Mutter auf dem Akkordeon, ich auf der Klohbürste, mein Vater auf einem Tennisschläger und meine Oma auf einer Bratpfanne begleiten muss, kommt auch so langsam bei uns Weihnachtsstimmung auf. Wie seltsam oder komisch diese Szene auch aussehen oder erscheinen mag, es ist unser Weihnachten mit unseren eigenen Traditionen und darauf bin ich unheimlich stolz. Evan und ich schreiben Geschichte, nämlich unsere eigene. Und zählt an Weihnachten nicht eigentlich sowieso etwas ganz anderes: die Liebe und Zuneigung zu unseren Mitmenschen und unser Familie. Evan und ich haben eine besondere emotionalen Nähe, eine sehr innige Bindung, die ich nicht nur am 24. Dezember ganz deutlich spüre.
Weihnachten ist das ganze Jahr dort, wo Liebe verschenkt wird.
In diesem Sinne wünschen Evan und ich Euch ein schönes, verrücktes und einzigartiges Weihnachtsfest 2015 – egal wie ihr feiert und in welcher Konstellation.
Evan & Marcella
P.S. Wer bitte braucht schon ein „normales“ Weihnachtfest?
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