… es gibt Tage, an denen stelle ich mir diese Frage. Ich bin ein durchweg positiver Mensch. Ich versuche wirklich jeder Situation etwas Positives abzugewinnen. Ich fahre beim Ausparken gegen einen Pfeiler und ich denke: Nicht so schlimm, mir ist nichts passiert. Es hätte schlimmer sein können. Ich verliere meine Tasche und denke im nächsten Moment schon daran, dass ich mir jetzt endlich eine Neue kaufen kann. Meine Blogartikel beschreiben oft in fröhlicher und witziger Art meinen Alltag mit Evan, wie in einer kleinen Komödie. Aber es gibt auch diese anderen Tage oder Wochen, an denen sich das Positive wirklich sehr gründlich versteckt und es mir äußerst schwer macht es zu finden. Ich suche es mit aller Kraft und halte mich daran fest, dass ich es irgendwann und irgendwo finden werde. Es kann sich doch gar nicht vor mir verstecken! Ich drehe jeden Stein um und jedes Mal denke ich, da muss es jetzt aber sein. Nach intensiver Suche muss leider auch ich irgendwann einsehen, dass es Tage gibt, an denen ich es nicht finden kann, weil es ganz einfach nicht da ist.
Als ich mit meinem Blog angefangen habe, habe ich mir selber versichert und versprochen, dass ich immer ehrlich sein werde. Nichts verschönern möchte, sondern unseren Alltag wiedergebe, in all seiner Schönheit und Vollkommenheit aber genauso in seiner Anstrengung und Mutlosigkeit bis hin zur vollkommenen Erschöpfung. Unser Leben gleicht einer Tragikomödie. Oft sind Tragik und Komödie so eng in unserem Alltag miteinander verknüpft, dass ich es manchmal selber nicht mehr unterscheiden kann. Evan schafft es in jeder noch so anstrengenden und gerade für mich ausweglosen Situation, mir ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern.
Früher war ich der festen Überzeugung, dass ich ein Anrecht habe, jeden Tag glücklich und unbeschwert zu sein. Aber dem ist -leider- nicht so. Vielleicht „leider“ in eingeschränkter Form, da ich seitdem Evan auf der Welt ist das Glück und die Dankbarkeit noch viel mehr und anders zu schätzen weiß. Wenn Evan versucht ein paar Silben zu sagen und ich mir einbilde Mama zu hören, bin ich unendlich dankbar. Wenn Evan mit seinen Puppen spielt und sie – wie im wahren Leben – ins Bett bringt uns sie zudeckt, könnte ich vor Rührung weinen. Wenn Evan während des Essens kurz sitzen bleibt und wir zusammen am Tisch sitzen, könnte ich vor Freude hüpfen. Wenn Evan versucht mich zu drücken, bin ich unendlich stolz und werde freudestrahlend durch den Tag getragen. Für diese Momente bin ich unendlich dankbar und glücklich, denn sie sind für mich nicht, wie für so viele Andere, etwas Selbstverständliches.
Für die nicht so guten Tage, habe ich über die Jahre gelernt, dass es auch eine Kunst ist, Dinge so anzunehmen wie sie sind. Nicht immer zwanghaft versuchen das Positive zu suchen. Dinge für einen Moment, einen Tag oder sogar einer Woche so hinzunehmen wie sie sind. Ich musste lernen, dass es an manchen Tagen einfach schwer bleibt, etwas Positives zu finden. Egal wie sehr und wie lange ich suche.
Allerdings habe ich noch etwas entscheidendes herausgefunden. Ich wäre nicht ich und Evan wäre nicht Evan, wenn wir auch diesen bestimmten Tagen oder Wochen nichts Positives abgewinnen könnten: Sie gehen vorbei. Es geht immer vorbei und so anstrengend unser Tag auch war, wir können immer noch lauthals schreien: Wir freuen uns auf morgen! (Evan schreit und ich spreche es aus).
Und mein persönliches Happy End für diesen und jeden weiteren Tag: egal wie kräftezehrend unser Tag auch gewesen sein mag, wenn ich abends in Evans Zimmer gehe und ihn beobachte wie friedlich er schläft bin ich unendlich dankbar, dass es ihm gut geht. Evan ist mein Happy End. Jeden Tag aufs Neue.
Und die Moral von der Geschichte: die schlechten Tage, machen die Guten besser.
In diesem Sinne wünschen wir Euch ein schönes Wochenende!
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